Niederländisches Stehaufmännchen gewinnt Großen Preis vor dem Schloss

Sep 1, 2024

Niederländisches Stehaufmännchen gewinnt Großen Preis vor dem Schloss

    Marc Houtzager und Sterrehof’s Dante siegen im Preis der Auto Nagel Unternehmens-Gruppe

    MÜNSTER. Wohl kaum eine Geschichte im Sport ist älter als die von dem, der fällt und wieder aufsteht. Dass sich genau diese Willenskraft wirklich lohnen kann, bewies am Sonntag der Niederländer Marc Houtzager: Nach einem Sturz am Samstag gewann er nur einen Tag später den Großen Preis. Mit Sterrehof’s Dante siegte er im wichtigsten Springen des Wochenendes.

    Es war ein Kraftakt, den die Pferde am Sonntag in Münster leisteten. Aufgrund eines kleinen Bürokratiefehlers, den Gastgeber Hendrik Snoek schon im Vorab-Pressegespräch entschuldigt hatte, galt es nicht nur, den normalen Umlauf zu bewältigen. Die besten zehn Paare traten im zweiten Umlauf erneut gegeneinander an – und für die daraus resultierenden drei Pferde mit „Doppel-Null“-Ergebnis ging es abschließend ins Stechen. Eine echte Herausforderung also, die aber alle drei Paare, die sich fürs abschließende Stechen qualifiziert hatten, mit Bravours meisterten.

    Der Niederländer Marc Houtzager und seine Stute Sterrehof’s Dante ritten als erstes Paar in den Stechparcours und legten eine blitzschnelle fehlerfreie Runde in 39,73 Sekunden vor. An dieses Ergebnis sollte niemand mehr herankommen: Markus Renzel, der im Sattel von Pikeur Lemar direkt folgte, ließ es bewusst ruhiger angehen und sicherte sich mit einer Null-Runde in 43,35 Sekunden Platz 2. Dem japanischen Springreiter Eiken Sato unterlief mit Chadellano Jra ein Hindernisfehler – das bedeutete Rang 3.

    Und so ertönte schlussendlich die niederländische Hymne auf Münsters Schlossplatz. Für Houtzager war der Sieg der Endpunkt einer emotionalen Berg-und-Tal-Fahrt: Am Samstagnachmittag war er im Stechen der Großen Tour von seinem Pferd Sterrehof’s Calimero gestürzt. Pferd und Reiter blieben glücklicherweise unverletzt – für einen Schrecken sorgte die Situation dennoch. Und so war die Freude umso größer, als es am Sonntag, nur einen Tag später, für den Sieg mit Erfolgsstute Dante reichte. Diese hatte erst vor Kurzem bereits den Großen Preis in Rotterdam gewonnen. „Nun hat sie erst einmal sechs Wochen Pause“, sagte Houtzager anschließend. „Ich musste mich entscheiden, ob ich mit ihr in Münster oder Calgary reiten möchte, denn beides wäre zu viel geworden. Aber Münster ist eines jener Turniere, die mit so viel Liebe gemacht werden – diese Turniere gibt es immer seltener. Darum kommen wir Jahr für Jahr hierher, und darum sollte mein bestes Pferd auch hier an den Start gehen.“

    Worte des Lobes für sein Pferd fand auch der Zweitplatzierte Markus Renzel. „Ich freue mich, als hätte ich gewonnen“, sagte er. „Ganz einfach, weil nun alle sehen konnten, was für ein Pferd Pikeur Lemar ist, und das schon jetzt mit neun Jahren. Ich habe ihn seit einigen Jahren und habe ihn selbst ausgebildet – das macht mich stolz. Er ist wie ein Mensch für mich – wie ein Freund.“

    Der Große Preis des Turniers der Sieger, zugleich Preis der Auto Nagel Unternehmens-Gruppe, war als internationale Springprüfung mit zwei Umläufen und Stechen ausgeschrieben. Ein Parcours mit Hindernissen von bis zu 1,55 Meter, konzipiert von Parcoursdesigner Olaf Petersen jr., hatte auf die insgesamt 39 Reiter-Pferd-Paare gewartet. Dotiert war das Springen mit insgesamt 105.500 Euro.

    Mit der Prüfung kam das Turnier der Sieger 2024 zugleich zum Abschluss. Vier Tage lang hatten die Besucher auf dem Schlossplatz Dressur- und Springsport auf nationalem und nationalem Niveau gesehen. „Es waren vier wirklich schöne Tage“, resümierte auch Hendrik Snoek, Präsident des gastgebenden Westfälischen Reitervereins, abschließend. „Das Turnier war sehr gut besucht – und das nicht nur in der Dressur, sondern auch im Springen. Selbst für die Siegerehrungen blieben die Ränge voll, das war toll mitanzusehen. Und das gibt natürlich Rückenwind.“

    Fotos: Thoms Lehmann